Die englische Zentralbank hat angekündigt, einen “Britcoin” schaffen zu wollen. Aber wie soll er verwendet werden und wo liegen seine potenziellen Vorteile für die Wirtschaft?

Die englische Zentralbank und das Finanzministerium haben kürzlich Pläne zur Entwicklung einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) angekündigt. Dies ist möglicherweise der erste Schritt zu einer von der Bank of England ausgegebenen digitalen Währung, die parallel neben Bargeld und anderen Zahlungsmöglichkeiten existieren würde, ohne diese vollständig zu ersetzen.

 

Aber wie genau würde diese neue Währung funktionieren, und wie könnte sie Unternehmen und Verbrauchern nützen?

 

Der britische Staat beteiligt sich am globalen CBDC-Wettbewerb.

 

Weltweit sind die Zentralbanken über die Innovationsgeschwindigkeit der Blockchain-Technologie und die Geschwindigkeit, mit der Finanzinstitute Kryptowährungen akzeptieren, mehr und mehr besorgt. Mit dem Spitznamen “Britcoin” ist das Vereinigte Königreich das neueste Mitglied im globalen Rennen um die Entwicklung von CBDCs.

 

Die Akteure der Wall Street sowie zahlreiche andere größere Institutionen, von Tesla bis Visa, suchen nach Möglichkeiten, Zahlungen mit Kryptowährungen für Unternehmen und Verbraucher zu ermöglichen. Die Nachricht von Britcoin kam nur wenige Tage, nachdem Coinbase – die größte Kryptowährungsbörse in den USA – an die Börse ging. Schatzkanzler Rishi Sunak kündigte an, dass Großbritannien “weiter gehen muss”, um eine Vorreiterrolle in der Finanzinnovation einzunehmen.

 

Warum arbeiten staatliche Stellen an der Entwicklung von CBDCs?

 

Weltweit stecken die CBDCs noch immer in der Entwicklung. Daher gibt es für sie keine allgemeine Definition oder bewährte Einsatzmöglichkeiten. Britcoin ist noch ganz in seinem Anfangsstadium. Eine Expertengruppe untersucht das Potenzial, das ein CBDC für die britische Regierung und Wirtschaft haben könnte, aber noch wurde nicht entschieden, ob die Entwicklung eines CBDCs in Angriff genommen werden soll.

 

Mit der Entwicklung von CBDCs wollen die Zentralbanken die Kontrolle über die Geldpolitik behalten, vor allem weil Kryptowährungen zunehmend für Zahlungen und Transaktionen verwendet werden: ein Finanzbereich, in dem die Zentralbanken über keinerlei Zuständigkeiten oder Einflussmöglichkeiten verfügen. Auch der Einsatz von Bargeld ist rückläufig. 2018 haben Kreditkarten das Bargeld bei Zahlungen bereits überholt, was als zusätzlicher Anreiz für die Entwicklung von Britcoin gewertet werden kann.

Die Regierungen konzentrieren sich darauf, CBDCs als digitale Zahlungssysteme zu nutzen, die von kommerziellen Banken und Zahlungsverkehrsanbietern wie Visa und Mastercard unabhängig sind, welche nationale Währungen verwenden und von Transaktionen über ihre Netzwerke profitieren. Die Verbraucher könnten schließlich bei der Zentralbank ihres Landes digitale Konten unterhalten und digitale Token für alltägliche Transaktionen auf gleiche Weise wie Bargeld verwenden.

 

Britcoin: Für Verbraucher ein Vorteil auf der einen, für Banken eine Gefahr auf der anderen Seite

 

Eine britische CBDC wäre nicht wie andere Kryptowährungen – wie Bitcoin oder Ethereum -, bei denen der Wert im Vergleich zu nationalen Währungen stark schwankt. Britcoin wäre ein gesetzliches Zahlungsmittel und 10 Pfund würden dem Besitz eines 10-Pfund-Scheins entsprechen. Die Einführung eines CBDC könnte unter anderem dazu beitragen, dass die Öffentlichkeit über einen Zugang zu einer neuen Finanzquelle verfügt, die Kosten für Transaktionen gesenkt und die Verbraucher vor finanzieller Instabilität geschützt werden. Die Menschen könnten auch Sparkonten in Britcoin bei der BoE führen, an Stelle von Einlagen bei privaten Finanzdienstleistern.

 

Das könnte jedoch für einige unangenehme Nachteile mit sich bringen. So könnten die lukrativen Gebühren, die Geschäftsbanken für die Vermittlung von Transaktionen verlangen, bei einer Einführung von CBDCs wegfallen. Infolgedessen könnte eine erfolgreiche Einführung von Britcoin zu kleineren Bilanzen und geringeren Gewinnen für die Geschäftsbanken führen.