Northern Leaf befindet sich derzeit in einer Pre-IPO-Fundraising-Runde, aus der das Unternehmen hofft, 5 Mio. £ einzunehmen. Der Plan ist, später in diesem Jahr an der Londoner Börse zugelassen zu werden, zusammen mit MGC Pharma und Kanabo, die schon einen erfolgreichen Start als Börsenunternehmen hingelegt haben.
Die Übernahme von GW Pharma für 7,2 Mrd. $ hat gezeigt, wie Erfolg für Cannabisunternehmen auf dieser Seite des Atlantiks aussieht.
Die vom Innenministerium bewilligte Lizenz, mit der GW kommerzielle Mengen von High-THC-Cannabis anbauen darf, in Kombination mit einem wissenschaftlichen Durchbruch schuf ein innovatives Präparat zur Epilepsiebehandlung, und sicherte den Investoren eine attraktive Rendite.
Die Tatsache, dass ein britisches Unternehmen in der Lage ist, sich eine profitable Nische im Bereich medizinisches Cannabis zu erschließen, ist eine Inspiration für die nächste Generation von Unternehmern, die neue pharmazeutische oder medizinische Unternehmen aufbauen wollen.
Zwei Ereignisse haben die Landschaft für angehende Produzenten, Einzelhändler und Konsumenten in Großbritannien verändert. Die Gesetzgebung und eine finanzielle Regulierung.
So wurde 2018 die Droge endlich für den Einsatz in der Medizin legalisiert, weshalb sich die Fachärzte zunehmend an das Ausstellen von Cannabis-Rezepten für einen Teil der 1,4 Millionen Menschen in Großbritannien heranwagen, die das Mittel zur Linderung einer Vielzahl von Beschwerden regelmäßig konsumieren.
Die FCA gibt grünes Licht
Dennoch dauerte es bis September letzten Jahres, bis die Financial Conduct Authority (FCA) die veränderte Situation aufgriff.
Die Londoner Aufsichtsbehörde ordnete an, dass in Großbritannien ansässige medizinische Cannabisunternehmen ihre Wertpapiere an der Börse notieren können – und klärte damit teilweise eine Grauzone im Zusammenhang mit dem Proceeds of Crime Act.
Dies hat dazu geführt, dass sich der Stau der Unternehmen, die auf ihren Marktstart an der Londoner Börse warten, allmählich auflöst.
Auch Northern Leaf gehört zu den Unternehmen, für die der Weg an die Börse nun offen ist, zumal das Unternehmen in einer Fundraising-Runde vor dem IPO hofft, 5 Mio. Pfund einnehmen zu können.
Die Gelder sollen für Investitionen in den Ausbau der Produktionsanlagen sowie für die laufenden Kapitalaufwendungen eingesetzt werden. Der Börsengang an der Londoner Börse soll noch in diesem Jahr erfolgen.
Analysten erwarten, dass sich der europäische Markt reglementierter und organisierter entwickelt als der nordamerikanische, der durch die Einbeziehung der Verwendung von Cannabis als Genussmittel ohnehin schon kompliziert ist.
Erschwerend zu diesem bereits bestehenden Problem kommt hinzu, dass die Droge in den USA auf Bundesebene illegal ist (trotz der fast flächendeckenden Legalisierung auf Ebene der Gliedstaaten).
Zusätzlich zur Verwirrung trägt auch die Rolle der kanadischen Kapitalmärkte bei der Finanzierung der Produzenten und Händler bei.
Der grüne Goldrausch im Wildwest-Stil jenseits des Atlantiks hat sich von einem Boom ins Gegenteil verkehrt.
Der Fokus richtet sich auf Europa
Zum Glück liegen die angepeilten Märkte von Northern Leaf in Europa. North Leaf möchte seine Produkte in Großbritannien, Deutschland (dem fortschrittlichsten Cannabis-Markt Europas), Italien, Spanien, Portugal und Dänemark vermarkten.
Derzeit verfügt das Unternehmen über 75.000 Quadratmeter Anbaukapazität unter Glas auf der Insel Jersey mit der Möglichkeit, auf 636.000 Quadratmeter an zwei Standorten zu expandieren.
Geplant ist, sich als kostengünstiger Produzent, Großhändler und Vermarkter von klassischen Blumenzuchtprodukten zu etablieren, und anschließend das Unternehmen aufzubauen.
Northern Leaf hat eine große Einstiegshürde überwunden, weil es erst die zweite vom Innenministerium genehmigte THC-Lizenz erhalten hat (die erste wurde vor 22 Jahren an GW vergeben).
In der Zwischenzeit wird die Erteilung der EU-Zulassung gemäß EU-GMP (Good Manufacturing Practice) durch die Arzneimittelbehörde einen weiteren Wettbewerbsvorteil darstellen.
Auch der Standort Jersey, wo das Unternehmen die einzige kommerzielle Cannabislizenz der Insel besitzt, hat eine Reihe von wirtschaftlichen Vorteilen.
Unter anderem die vorhandene Agrarwirtschaft, die Nähe zu den britischen und europäischen Märkten und das Klima.
Niedrige Betriebskosten
Northern Leaf geht davon aus, aufgrund der klimatischen Gegebenheiten in der britischen Kronkolonie, die über 2.400 Sonnenstunden im Jahr verzeichnet, zu den kostengünstigsten Produzenten der Welt zu gehören.
Das Unternehmen hat bis 2020 mehrere Testreihen hinsichtlich des Anbaus von Hanf, aus dem CBD extrahiert werden kann, durchgeführt.
Dieser Hanf besitzt keinen Anteil der psychoaktiven Substanz THC, welche den Konsumenten ein Gefühl des Rausches vermittelt, ist aber in den meisten anderen Aspekten identisch mit THC haltigem Hanf.
In Zukunft soll auf die THC-Produktion umgestellt werden und bis nächstes Jahr um diese Zeit die volle Phase-1-Kapazität erreicht werden, was eine jährliche Produktion von 6.500 kg Cannabisblüten bedeuten würde.
Die ersten Lieferungen könnten innerhalb von drei Monaten nach der Anpflanzung fertig sein.
Ein potentieller Milliarden Markt
Die Chrystal Capital Cannabis Advisory, ein Investor und Berater von Early Stage Cannabis-Unternehmen, glaubt, dass die globale Cannabisindustrie in den nächsten drei bis vier Jahren von derzeit 20 Mrd. US-Dollar auf über 100 Mrd. US-Dollar Jahresumsatz wachsen könnte.
Diese Entwicklung wird auch durch den zunehmenden Aufstieg der europäischen Produzenten, Distributoren und Einzelhändler vorangetrieben.
Am Ende könnte der Cannabis-Markt laut Chrystal so groß werden wie der Getränke- und Tabaksektor.
Im Detail bedeutet das, dass die Start-ups von heute sehr schnell zu den Multis von morgen werden könnten.
Ein Blick auf die Entwicklung von Unternehmen wie Canopy Growth und Tilray genügt, um zu erkennen, dass dies möglich ist – auch wenn das Geschäftsmodell in Europa und Nordamerika unterschiedlich aussieht.
Der Vorteil der ersten Stunde.
In Kanada und den USA gibt es etliche Cannabisunternehmen, die mehrere Milliarden Dollar wert sind.
Vor diesem Hintergrund haben First Mover in Europa, das eine doppelt so große Bevölkerung wie Nordamerika hat, das Potenzial, sehr erfolgreich zu sein, was auch für die Investoren gilt, wie Insider von Northern Leaf betonen.
Die Anzeichen für das Unternehmen sind vielversprechend, denn es hat einen klaren Weg zu signifikanten Umsätzen sowie einer frühen Profitabilität und befindet sich in einer starken Position, um ein führender Cannabis-Player in Europa zu werden.
Mit dem Erhalt einer Lizenz des Innenministeriums und der GMP-Zertifizierung für die Produktionsanlagen, die ebenfalls in Arbeit ist, hat sich das Unternehmen gegenüber potentiellen Konkurrenten deutlich abgesetzt.
Alle diese Faktoren zusammen mit dem günstigen Klima auf Jersey unterstreichen das Potenzial von Northern Leaf im Hinblick auf den Börsengang an der London Stock Exchange (LSE), wo kürzlich MGC Pharma (LON:MXC) und Kanabo (LON:KNB) mit beeindruckenden Börsendebüts aufwarten konnten.